Lieber Leser, die Texte sind eine Sammlung von Reisetagebuch, Briefen und anderen Aufzeichnungen. Die Abfolge ist in der Regel chronologisch und wird noch immer von Zeit zu Zeit überarbeitet. Die Erinnerung an die Reise ist noch sehr lebendig und vieles an Erlebtem ist noch nicht niedergeschrieben worden.

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Einführung    Technik    Entfernungen    Nachsatz    Sinos Spanien Reisetagebuch

 

R A D R E I S E

1 9 9 0

S P A N I E N

F R A N K R E I C H

 

7. März Mittwoch
Oldenburg Hauptbahnhof 9.39 Uhr. Genf 21.00 Uhr. Wir werden ganz lieb in Oldenburg ver­abschiedet. Ich finde immer je schneller Abschiede, desto schmerzloser. Bis auf das turbulente Wochenende waren die letzten beiden Tage im Seggenweg richtig ruhig. Leider fanden sich noch immer Dinge ein, die verstaut werden wollten. Wenig Zeit und Sino ist auch nicht richtig zufrieden. Ab Oldenburg Hbf. fahren wir über Hannover bis Basel SSB. Dort steigen wir in den Liegewa­gen nach Port Bou um. Ab Karlsruhe wird das diesige unfreundliche Wetter sonnig. SSB Basel hat Schweizer Atmosphäre. Ich war vorher noch nie in der Schweiz. Ab Basel wird der Euro City zum Bummelzug. Bahnhofs­ansagen wechseln von deutsch-französisch nach französisch - deutsch, je nachdem, welche Gegend durchfahren wird. Bettwäsche gibt es erst um 21.30 Uhr ab Genf.

8. März Donnerstag
Port Bou 5.30 Uhr. Barcelona Sants 9.30 Uhr. Mittags in Esplucas auf dem Camping­platz. Kurz vor Port Bou fangen wir in al­ler Ruhe an, unsere Gepäckstücke zu verstauen. Bis zum Anschlusszug nach Barce­lona haben wir noch eineinhalb Stunden Zeit. Sino schläft noch, er hatte eine un­ruhige Nacht, wachte öfter auf und wollte dann an Elkes Brust. Bevor der Zug in Port Bou hält, haben wir uns bereits frisch ge­macht, dennoch werden wir von einem Mann in Zivil unwirsch zur Eile angetrieben. Wir nehmen unser Gepäck und Sino, und sehen auf dem Bahnsteig, dass wir die letzten Passa­giere des Zuges sind. Die anderen Reisenden stehen bereits vor dem spanischen Zoll Schlange. Die Zöllner, die Reisenden, sie sind im Moment die einzigen Menschen, die den Bahnhof etwas mit Leben erfüllen. An­sonsten wirkt die Station leblos, sie hat ganz und gar nicht die Atmosphäre eines an­regenden Länderwechsels. Die Zöllner sind unsere ersten Kontakte zu Spanien am Beginn unserer Reise. Unfreundlich wirken sie, kein Herzlich willkommen, kein freundliches Durchwinken. Meinen Pass habe ich in der Hand. auf dem Arm Sino und meine Lenkerta­sche über der Schulter. Der Zöllner will auch Sinos Ausweis sehen. Kein Problem denke ich, und beginne einhändig nach dem Ausweis zu suchen. Kurz bevor ich ihn in der Hand halte, verliert der Zöllner die Geduld und winkt mich durch. Ein Japaner muss sich genauer ausweisen. Dann hat auch Elke den Zoll passiert. Wir sind in Spa­nien, Ziel unsere Reise. Gedankenspiel der letzten - Monate und Hoffnung auf eine schöne Zeit. Es ist vielleicht 6.00 Uhr. Wir befinden uns in der Bahnhofshalle. Rechts an der Innenwand des Raumes steht der Tresen des Restaurants. Wir suchen uns Croissants und Café con leche zum Frühstück aus. Die Preise enttäuschen uns. Ein klei­nes Croissant kostet 100 Peseta und der Kaffe kostet 150 Peseta. An den Tischen sitzen verschiedene Gruppen von Reisenden. Touristen, Nordafrikaner, einige Spanier. Bevor unser Zug fährt, können wir einigen anderen Abfahrten zu sehen. Das System der Bahnsteige irritiert uns. Die uns aus Deutschland bekannten Anzeigetafeln fehlen. An den Zügen, silberfarbenen, niedrigen Talgos, die ein wenig an den Flugzeugbau der fünfziger Jahre erinnern, stehen Hin­weisschilder, die nach Beratungen mit den Reisenden Hinweise auf die Zielbahnhöfe der Züge zulassen. Bahnpersonal sehen wir so gut wie gar nicht. Die Morgensonne gewinnt langsam die Oberhand über die Dämmerung. Als der Talgo aus Port Bou rollt, können wir für kurze Momente die Sonne über dem Mittelmeer stehen sehen. Kaum besetzt ist das Abteil in dem unserer Sitze reserviert sind. Die Fenster lassen sich nicht öffnen. Über den niedrigen Durchgangstüren sind Fernseher montiert. Alles zusammen erinnert eher an fliegen denn an Bahn fahren. Der Zug nimmt Pendler an Stationen auf, deren Ortsnamen wir nicht  rechtzeitig sehen kön­nen. Wir sind die einzigen Ausländer im Ab­teil. Schräg neben uns sitzt eine ältere Dame, die Sino von ihren Keksen abgibt. Sino geht es trotz des zweiten Tages Bahn fahren noch relativ gut. Wir gehen zwei- dreimal durch die benachbarten Waggons. Der Barwagen hat auf, wir brauchen jedoch nichts, so könne sich die beiden Barmänner in Ruhe weiter miteinander unterhalten. Un­sere Fahrkarten werden von einem Kontrol­leur wohlwollend begutachtet. Der Mann hatte eine Zeitlang bei der Bundesbahn in Hannover ein Praktikum absolviert und fragt sehr interessiert nach den Veränderungen in Deutschland nach dem Mauerfall. Sein Deutsch ist gut verständlich. Unser Spa­nisch reicht nicht aus um den Unterhaltun­gen unserer Mitreisenden folgen zu können. Die ältere Dame spricht angeregt mit einem jüngeren Mann, der zu gestiegen ist. Vor uns sitzen zwei Männer, die wie Geschäfts­leute aussehen und ihre Unterlagen durchse­hen. Zwischendurch steigen immer wieder Schüler zu. Die ältere Dame redet ein wenig mit uns. Sino ist der Kontaktträger. Ihm schmecken die Kekse. Wenn er auf dem Gang geht, muss Sino immer wieder aufpassen nicht von den Zugbegegnungen umgestoßen zu wer­den. Barcelona kündigt sich durch endlose Vororte an. Viele Industrieflächen sind zu sehen. Der Zug fährt langsamer. Schön ist die Stadt vom Norden kommend nicht anzuse­hen. Die letzten Kilometer fährt die Bahn unter der Erde durch Barcelona. Man hat uns erzählt, dass wir an der Endstation ausstei­gen müssen. Estation Sants. Der Talgo fährt weiter nach Madrid.

Nachdem uns die Eisenbahn unproblematisch über Genf, mit umsteigen in den Liegewagen und Port Bou, umsteigen in die spanische RENFE bis nach Barcelona, Estacion Sants im Süden der Stadt gebracht hat, können wir unser Gepäck abholen. Das Gepäck und die Räder sind komplett und unbeschädigt. Die Luft in Barcelona ist angenehm warm. Anstrengend ist es dennoch die wenigen Kilometer bis zum nächsten Campingplatz am Stadtrand von Barcelona zu fahren. Eine Anlage mit wenigen Besuchern, im Sommer hätten wir baden können. Jetzt jedoch ist Vorsaison, die Preise reduziert und das Bassin ohne Wasser. Es ist schon eine Umstellung in der ersten Zeit. Nachdem wir den Großstadtverkehr ohne allzu großen Stress bewältigt haben, die Autofahrer sind durchweg vorsichtig mit uns, erleben wir unsere Anlaufschwierigkeiten mit dem spanischen Geschäftsleben. Wann machen spanische Geschäfte Mittagspause und wie lange? Ist jeden Tag Markt? Und so weiter und so weiter. Wir bemerken bald die goldene Regel, alle Geschäfte machen in den normalen Ortschaften Mittagspause, von ungefähr zwei Uhr nachmittags bis fünf Uhr nachmittags. Schlecht für uns wo wir keine Vorräte mehr haben.  Also versuchen wir die Zeit in einer Kneipe, auf Spanisch Bar zu überbrücken. Bars hatten wir in angenehmer Erinnerung von den letzten Fahrten. Mit Sino ist es allerdings etwas anders. Sino ist es gewohnt unterwegs zu sein, aber stundenlanges in einer Bar hocken ist nichts für Kinder, für Erwachsene eigentlich auch nicht. Wir gehen in den nächsten Park, von denen es relativ viele in den spanischen Ortschaften gibt. Nachdem wir viele Meter gelaufen waren, kamen wir noch zu unserem Einkauf. Müde und ein wenig fußkrank können wir uns auf die erste Nacht in Spanien freuen. Die richtige Entspannung kam allerdings nicht auf, weil Sino eine Papierwindel-Allergie hatte. Sein Penis ist geschwollen und wir befürchten schon nach einem Krankenhaus suchen zu müssen. Wir verschenken die restlichen Papierwindeln und beschliessen den nächsten Tag abzuwarten bevor wir einen Arzt aufsuchen. Das Warten lohnt sich, die Allergie verschwindet von allein, wir werden in Zukunft nur noch Sinos Stoffwindeln benutzen. Viel Wäsche kommt so zusammen. Ein Problem das wir später noch genauer zu würdigen wissen.

9. März Freitag
Von Esplugas über C-245 / C-246 nach Sit­ges. Verkehrs­reiche, kurvige Küstenstraße mit Wochenendverkehr. Abends im Dunkeln zum Camping Garraf. Ca. 38 bis 40 Kilometer ge­fahren. Von Esplugas zur Küstenstraße C-246 fahren wir durch dichten Verkehr mit wilden Abzweigungen, die normalerweise nur von Kraftfahrzeugen benutzt werden. Die Land­schaft ist zunächst flach, wenig bewachsen und vorwiegend von Industrieansiedlungen geprägt. An einer Großtankstelle halten wir und machen unsere Mittagspause in einem Restaurant. Das Restaurant ist sehr voll. Unsere Mahlzeit besteht aus patatas fritas und einem gemischten Salat, sehr zur Verwunderung der Camareros. Üblicherweise isst man Mittags ein menue del dia für ungefähr 600 Pesetas, also im Schnitt für zehn DM. Am frühen Nachmittag ist es schon ziemlich heiß und Sino will nach dem Essen nicht sofort in den Bugger zum Weiterfahren. Eine Tankstelle ist eine denkbar schlechte Stelle zum Spielen. Sino tapst mit seinen Wollsocken auch sofort durch die Ölflecken. In Castelldelfells fahren wir an die Küste. Feriensiedlungen säumen die Straße. Pinien und Sanddünen lassen die Landschaft freundlicher erscheinen. Hinter Castelldelfells beginnt die kurvige und teilweise stark ansteigende Strecke. Neben den anstrengenden Steigungen machen uns die vielen Autos zu schaffen. Es ist Freitag nachmittag und die Spanier fahren ins Wochenende. Die Strecke führt uns vorbei an einem großen Zementwerk. Die ganze Landschaft ist an diesem Platz eingestaubt. Es gibt kaum Plätze an der Strecke um an der Straße eine Pause einzulegen, so schmal ist die Straße in die Felsen gebaut. In der Dämmerung sehen wir Sitges. Die ersten Lichter brennen und wir freuen uns auf den Campingplatz. Am Ortseingang fragen wir einen Mann vor seinem Haus. Es ist nicht möglich dicht an das Haus zugehen, da es von einem großen Schäferhund bewacht wird. Weil der Mann an Krücken geht, dauert es sehr lange bis wir wissen, dass es in Sitges einen Campingplatz gibt. Wir dürfen uns nicht zuviel Zeit lassen, einmal darf Sino in seinem Hänger nicht unruhig werden, und außerdem wird es bald dunkel. In Sitges fragen wir nochmals nach dem Campingplatz, finden tatsächlich einen Platz der aber geschlossen ist. Weiter geht’s, mittlerweile ist es dunkel und wir sind schon fast am Ortsende. Auch der nächste Platz erweist sich als Feriensiedlung für Engländer in der Vorsaison ohne Möglichkeit zu campen. Wir rechnen schon fast damit in der Wildnis unser Zelt aufzubauen, da sehen wir ein paar Lichter die sich als geöffneter Zeltplatz entpuppen. Es sind relativ viele Menschen unterwegs, wahrscheinlich die ganzen Barcelonesen die uns auf der C-246 überholt hatten. Der Platz ist nicht teuer wie in Barcelona und es gibt sogar einen Supermarkt der geöffnet hat. Im schwachen Licht einer weit entfernten Lampe bauen wir unser Zelt auf und erholen uns erst einmal von dem größten Stress. Was war anstrengender gewesen, die vierzig Kilometer mit dem Fahrrad fahren, oder die letzten Minuten auf der Sucher nach dem Campingplatz?  Wir merken, dass auf unserem Teil des Platzes die Ausländer und Durchreisenden untergebracht sind, während die andere Seite des Weges das Domizil der Stammcamper ist. Eine völlig andere Atmosphäre herrscht dort vor. Wohnwagen an Wohnwagen ist dort gedrängt, dazwischen die kleinen Kochzelte in denen die Frauen das Essen kochen und braten, während die Männer beisammen sitzen und Fernsehen gucken und trinken. Ein kleines Mädchen von den Stammcampern spielt kurz mit Sino und seinen Spielsachen, vermutlich ist es das Mädchen, das einige wichtige Schrauben von Sinos Holzauto verliert.

10. März Samstag
Vormittags Wäsche waschen. Nachmittags zwei Kilometer nach Sitges gefahren. Eine schöne Stadt mit roman­tischer Badebucht. Am Strand weht ein frischer Wind. Es ist nicht warm genug um zu baden oder nackt in der Sonne zu liegen. Trotzdem ist es am Wasser schön. Auf einer Decke liegend lässt es sich durchaus eine Weile aushalten. Sitges ist eine Kleinstadt mit weltoffenem Ambiente. Verschiedene kulturelle Großveranstaltungen finden im Verlauf des Jahres in dem alten Küstenbadeort statt. Die Uferpromenade zieht sich von Süd nach Nord am Mittelmeer entlang.

11. März Sonntag
Sitges. Nachmittags südlicher Strand mit alten Hotels an der Promenade. Musikfilmaufnahmen oder ähnliches beobachtet. Es ist gegen Mittag, wir sitzen auf dem Campingplatz Garraf zwei Kilometer südlich von Sitges. Sino schläft, Elke kocht. Wir sind dabei uns an unser Zelt und Radleben zu gewöhnen, oder auch nicht.

12. März Montag
Auf der C-246 bis ca. fünf Kilometer hinter El Vendrell Richtung Valls auf Olivenhain gezeltet.

13. März Dienstag
Um 7 Uhr aufgestanden und ca. 10 Uhr losgefahren. Gleich Wasser gekauft. Ca. 11.15 Uhr auf 345 Meter über dem Meeresspiegel auf Coll de Santa Christina. Um ca. 18 Uhr in Alcover. Elke’s erste und zweite Reifenpanne hinten. Beim überfahren eines Kanalrostes war Elke in den parallel zur Straße verlaufenden Zwischenräumen zwischen den Eisen abgerutscht. Zum Glück ist das Hinterrad nicht verbogen. Bei dem schwer beladenem Rad hätte mich das nicht gewundert. Der Schlauch ist allerdings gerissen und nicht mehr zu reparieren. Wir ziehen vor der Kirche einen Ersatzschlauch auf. Das ganze Fahrrad muss entpackt werden. Einige Kinder aus dem Ort sehen zu und haben ihren Spaß mit unserer Arbeit. Für Sino ist kein Platz zum laufen, wir stehen direkt neben der Straße, mit ihrem Wenigen aber unübersichtlichen Betrieb. An einem kleinen Brunnen neben der Kirche kann ich mir die
Hände waschen, das Fahrrad ist sehr dreckig. Vor der Abreise wollte Elke ihr Fahrrad noch putzen, ich sagte zu ihr, warte ab bis Du in Spanien an einem Hang mit Blick in die Abendsonne sitzt und gemütlich das Fahrrad putzen kannst. Nun hatte ich den Dreck an den Händen. Wir wollten Alcover in Richtung Berge auf einer kleinen Bergstrecke verlassen. Durch die Panne war wir schon etwas in Verzug gekommen. Die Dämmerung setzte bereits ein als Elke’s Hinterrad direkt neben dem Ortsausgangsschild von Alcover ein zweites Mal platt war. Und wieder hieß es, Fahrradtaschen abhängen, auf Sino aufpassen, damit er nicht wegläuft und den Bugger durchwühlen, weil ich den neuen Schwalbe Mantel montieren wollte. Elke hatte an ihrem Rad noch die Originalbereifung aufgezogen. Jetzt war’s endgültig zu spät um in die Berge zu fahren. In der Nähe sahen wir ein Haus von mehreren Schäferhunden bewacht. Die spanischen Kinder die uns zu schauten sagten, dass Engländer in dem Haus leben würden. Wir sahen tatsächlich zwei Mädchen die mehr englisch denn spanisch aussahen. Sollten wir fragen ob wir auf dem Grundstück übernachten dürfen, sollten wir noch in die Berge fahren ob schon es Dunkel wurde? Wir entschieden uns fürs Weiterfahren. Vielleicht sahen die Hunde zu abschreckend aus, vielleicht waren wir nicht mutig genug zu fragen. Wenige hundert Meter hinter Alcover sahen wir einen wilden Weg der uns die Chance auf einen Platz für unser Zelt versprach. Der unbefestigte Weg führte zu einer alten wilden Lehm oder Tonkuhle. Neben dem Weg sahen wir auf einer wohl zwei Meter hoch gelegenen Fläche einen halbwegs ebenen Platz mit ausreichend Raum für unser Zelt. Wir schoben und drückten die Räder und den Bugger die Böschung hoch, bauten schnell das Zelt auf und machten alles zum schlafen fertig. Ich machte noch einen kleinen Spaziergang in die Umgebung die uns verlassen wie sie war ein klein wenig unheimlich war. Ich sah ein altes demoliertes Auto von dem ich mir nicht vorstellen konnte, wie es an diesen felsigen von Büschen und Strauchwerk überzogenen Ort gelangt war. Einschüsse waren im Blech zu sehen und ich hoffte das diese Nacht niemand auf die Idee kommen würde in der Nähe der Kuhle seine Schießübungen abzuhalten. Neben wilder Lehmkuhle gezeltet.

14. März Mittwoch
7.45 Uhr aufgestanden. Bewölkt. Geduscht mit drei Liter Wasser. Am Abend zuvor hatten wir in Alcover bei der Kirche unseren Wassersack an einer öffentlichen Wasserstelle gefüllt. In den Wassersack passen maximal fünf Liter. Das Wasser aus dem Sack wird zum Abwaschen des Geschirrs und für unsere Körperpflege benutzt. Unser Trinkwasser und das Wasser zum kochen nehmen wir aus unseren Wasserflaschen die auf mehrere Flaschen verteilt, ebenfalls ca. fünf Liter fassen. Wenn wir uns nicht zu sehr einseifen und uns auf ein simples Körperabspülen beschränken, reichen sogar die drei Liter für zwei Personen. Sino legt im Moment weniger Wert auf ein Bad. Wir frühstücken, packen das Zelt zusammen und gucken uns noch einmal bei Tageslicht die Umgebung unseres Zeltplatzes an. An sich ist der Platz ganz schön, Der Boden ist durch Flechten und Feldplatten trocken und sauber. Im Hintergrund ein kleines Wäldchen und auf der anderen Seite der weite Blick über die wilde Tonkuhle. Die Räder werden auf dem gleichen Weg die Böschung heruntergelassen wie sie tags zuvor hochgestemmt wurden. Wir können den Bugger am Fahrrad lassen, und finden ohne abzurutschen über einige Felsvorsprünge den Zugang zum Weg.  Kurz vor 12 Uhr sind wir in Alcover auf der Post und geben zwei Pakete mit Helm und Duplos auf.  Die Duplos und der Helm wurden nicht benutzt, nahmen dafür umsomehr Platz im Hänger weg.

Wir mussten uns bevor wir die Pakete packen konnten noch zwei Kartons in den umliegenden Geschäften besorgen. Die Kaufleute zeigten sich sehr hilfsbereit. Im Postamt begann dann die große Packerei, weil ein Paket nicht mehr wie zwei Kilogramm wiegen darf. Die Duplos sind sehr gut zum Umschichten geeignet. 730 Pesetas kosten die zwei Pakete nach Alemania. Sino bekommt seine  ersten  Schuhe aus blauen Leinen für 770 Pesetas. Die Wollsocken die Sino immer getragen hatte reichten nicht mehr. Sooft wie Sino am laufen ist, werden die Socken in wenigen Augenblicken  dreckig und feucht. Wir trinken in einer Bar,  die schräg gegenüber der Post liegt einen Cafe con Leche, Sino bekommt einen Saft und alle drei essen noch Schokowaffeln. Dann suchen und finden wir den Weg durch die verwinkelten Gassen Alcovers und fahren zügig nach Cumbrills. Die gut ausgebaute Straße führt mit leichtem Gefälle über Reus ans Meer.  Camping für 1216 Pesetas. Fahrräder müssen extra bezahlt werden. Farbnegativfilm zum Entwickeln abge­geben. Von EC-Automaten 30000 Peseatas abgehoben.

15. März Donnerstag
Film mit 24 Aufnahmen für 1800 Pesetas Entwickelt worden. Ins Gebirge Richtung Ebro. Steile Straße bis Pratdip. Sonniges Wetter. Neben Haselnusshaufen gezeltet. Temperaturen: 20° bis 25° Celsius. Bewölkt 16° Celsius. Nachts bzw. morgens 9° Celsius.

16. März Freitag
Um 7 Uhr plus 4° Celsius. Um 10 Uhr Einkauf und Windeln waschen in Pratdip. Mittags Rast bei altem Kloster mit Heilwasserquelle. Deutschen gesprochen. Vier steile Pässe hoch und dann auf C-233 ca. 12 bis 15 Kilometer bis kurz vor Mora La Nova steile Abfahrt. Auf Obst­plantage übernachtet.

17. März Samstag
Frühmorgens ist es sehr nebelig. Temperaturen um 7.45 Uhr plus 6° Celsius. Über Ebrotal roter Sonnenaufgang. In Mora de Ebre einkaufen und Suche nach Spiritus, heißt im Spanischen Alcohol und kostet in Drogerie 125 Pesetas. Gutes Essen für 1050 Pesetas. Um ca. 17 Uhr in Gandesa. Kein Telefongespräch nach Deutschland, aber der Apparat schluckt 200 Pesetas.

18. März Sonntag
Abseits der Straße aufgewacht . Schlecht geschlafen. Ansteigender aber relativ gut zu fahrende Strecke Richtung Alcañiz. Bei Caceras am Fluss Wäsche gewaschen. Sehr windig. Trockene etwas trostlose Landschaft. Abends hinter Calceite gezeltet. Noch ca. 40 Kilometer bis Alcañiz. Erster großer Streit.

19. März Montag
N-420 im schlechten Zustand. Bauarbeiten sind im Gang. In Morgendämmerung weiß, braun, schwarz gestreifte Wiedehopfe dicht vor dem Zelt. In Valdetormo wieder Telefonversuch. Immerhin Stefan am Telefon. Zweiter Versuch klappte gut. Mit Fidi für 350 Pesetas gesprochen. Ziemlich zügig bis Alcañiz. im Hotel Avenidas drei Nächte für 5500 Pesetas.

20. März Dienstag
Alcañiz angeguckt. Bis zum Parador hinaufgestiegen. Elke hat Wäsche gewaschen. Ärger mit Hotelbesitzerin wegen Warmwasser und Wäsche im Zimmer. In El Pais über die Wahlen in der DDR informiert und frustriert.

21. März Mittwoch
Noch mal Alcañiz. Elke’s Geld aufgebraucht, bisher 31000 Pesetas. Nachmittags älteren Spanier getroffen. War begeistert von Deutschen, Technik, Disziplin. Militärische Disziplin und Härte, verschiedene Militärflugzeuge und ähnliches bestimmten seine Erinnerungen. Er sagte auch das ca. 10000 Spanier im zweiten Weltkrieg umgekommen seien oder waren es mehr? Legion Condor um 1938, während des spanischen Bürgerkriegs in Alcañiz. Spanier anscheinend 1941 in Deutschland, Russlandfeldzug mitgemacht.

22. März Donnerstag
Hotel bezahlt, incl. 5883 Pesetas. Durch karge Landschaft Richtung Zaragoza. Ca. 17 Uhr in Hijar. Am Samstag 24.März soll ein Musikfestival mit Umzügen etc. stattfinden "a la noche de la ?" nach Informationen der Kauffrau. N-420 in furchtbarem Zustand, z.T. erst durch Straßenbauarbeiten. Schlaglöcher oder Schotter. An­sonsten ist zügiges Fahren möglich. Reifen des An­hängers getauscht. Bei Azalla gezeltet. In Nähe Ibero-Romanische Stadtruine.

23. März Freitag
Auf schmaler Straße nach Belchite. Straße mit schwierigem Belag. Belchite im Bürgerkrieg zerstört, die Ruinen stehen noch. Elke telefoniert mit Annegrete wegen Geburtstag. Im riesigen Olivenhain übernachtet. Nachts schwerer Regen.

24. März Samstag
Sino nervte morgens. Regen und starker Gegenwind bei schwierigem Straßenbelag und Steigungen. Um 13 Uhr in Fuendetodos. Der Ort ist ohne Licht . Engländer getroffen. Geburtsort Goyas, liegt 750 Meter hoch. Sehr starke Gefällstrecke nach Jaulin. Dort eingekauft. Jaulin hat Dorfverschönerungspreis erhalten.

25. März Sonntag
Sehr stürmische Nacht an der N-330 verbracht. Fahrt bei heftigen Gegen- und Seitenwinden nach Zaragoza. In der Nähe des Stadtzentrums Pause in einem Park gemacht. Park hat Großstadtambiente. Fotografentrupp machte Fotos von uns und den Rädern. Blieben dabei immer auf Distanz bedacht. Gespräch mit jungem Spanier, jedoch wenig verstanden. Lebensmittel sind relativ teuer und machen nicht satt.

26. März Montag
Zeltplatz Casablanca an der Straße nach Madrid, in der Nähe Militärflieger. Manchmal stinkt die Luft nach stark verbranntem Gummi, ätzend. Sehr kalter Wind macht schlecht gelaunt.

27. März Dienstag
Wäsche waschen. Wetter ist windig, windig...Nachmittags in Zaragoza. Elke holt Geld vom EC-Automaten. Ebro ge­sucht und nicht gefunden. Für 1490 Pesetas mit Olden­burg telefoniert. Überall Bars, Chocolaterias, Kuchen ist einfach schlecht.

28. März Mittwoch
Schlecht gelaunt. Teedeckel verloren. Windig. Nach­mittags in der Stadt. Naturkostladen gefunden und eingekauft. In Cafe Tango Musik von K. Jarret und George Benson gehört.

29. März Donnerstag
Abreise. Platzbesitzer nahm vollen Preis bei halben Service. Holte die Polizei als wir nicht
zahlen wollten. Viel Trubel, haben bezahlt. Alte schenkte Sino noch 100 Pesetas. Wollte Photos machen von Polizei und Altem, der wurde richtig aufgebracht. Zaragoza hat unendlich viele Einbahnstraßen. Auf N-II nach Lerida von Guardia Civil angehalten, Anhänger mit Kindern (Sino) in Spanien nicht erlaubt. Wir durften trotzdem weiter. Hinter Abfahrt Piña de Ebro übernachtet.

30. März Freitag
Morgens um 7.40 Uhr Sommerzeit minus 4° Celsius. Wasser gefroren. Gelände und Wind weniger günstig wie am Vortag. Zügig bis Bujaraloz. Angenehme Menschen und Atmosphäre. Auf Dorfplatz eingekauft und gegessen. Weiter, Elke hat Heimweh. Halbwüste, kalter Wind, bergauf  und ab. Gegen Nachmittag wieder Bäume. Sino übt kacken und hockt sich dabei hin. Gezeltet in Pfirsich und Mandelbaumhain mit schöner Aussicht. Bisher ca. 65000 Pesetas ausgegeben.

31. März Samstag
Morgens mit Besitzer der Pfirsichbäume gesprochen. Übers Wetter und Sino’s blaue Augen. Netter Mensch. Bei starkem Gegenwind mit Steigung nach Fraga. Einkaufen und Pause in Ortsmitte. Polizist neugierig wegen Anhänger. Hinter Fraga sehr steile und anstrengende Steigung. Um 17 Uhr in Serós wegen Spiritus. Hinter Serós in alten Olivenhain Zelt aufgestellt.

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