Lieber Leser, die Texte sind eine Sammlung von Reisetagebuch, Briefen und anderen Aufzeichnungen. Die Abfolge ist in der Regel chronologisch und wird noch immer von Zeit zu Zeit überarbeitet. Die Erinnerung an die Reise ist noch sehr lebendig und vieles an Erlebtem ist noch nicht niedergeschrieben worden.

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R A D R E I S E

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S P A N I E N

F R A N K R E I C H

1. Juni Freitag
Vlanos liegt direkt am Rande eines Plateau und ist einem kräftigen Wind ausgesetzt. Nach Alcaraz nochmals steile Abfahrt. Es ist um 12 Uhr sehr heiß. Elke holt mit Check 25000 Pesetas von Banco Banestto. Alcaraz ist ein schöner Ort mit vielen alten Ortsteilen. Interessanten kontaktfreudigen Fahradkellner getroffen. In Hitze und nach ca. 10 Kilometern ganz schlechten Straße sind wir Richtung Valdepeñas unterwegs. In Villanueva de la Fuente in einem schlechten und außerordentlich schmuddeligem Restaurant gegessen. Vor Villahermosa zwei schöne Schlangen auf Asphaltstraße gesehen. kurz hinter Infantes gezeltet. Sino spielt mit dem Ball und wirft mit Staub.

2. Juni Samstag
Nach Zwischenstopp in kleinem Dorf sind wir Mittags in Valdepeñas. Kurz vor dem Ortseingang ist die ohnehin schlechte Straße gepflastert. Eine einzige Katastrophe. Es ist sehr heiß. Der Campingplatz liegt nördlich von Valdepeñas an der N-IV. Im Eiltempo über die vierspurige Straße geschoben. Öde Landschaft rings um Valdepeñas. Die Landwirtschaft dominiert die Landschaft völlig. Rebstöcke, Valdepeñas ist bekannt für seinen Wein, werden so niedrig gehalten, das ein leicht erhöht konstruierter Traktor hinüber fahren kann. Natürlich rings um den Rebstock viel Platz zum Pflügen und anderen Maschineneinsatz. Hektar um Hektar breiten sich diese, in der knalligen Sonne, schattenlosen Pflanzungen aus. Viele Ameisen gibt es zu sehen, Wer weiß was das zu bedeuten hat. Öder Platz, ist nicht sehr einladend. Gewaschen und geduscht. In Valdepeñas sehr viel und günstig eingekauft. Um 19 Uhr ist es immer noch sehr heiß. Im Bahnhof die Zeiten für die Züge nach Madrid erfragt. Zug fährt täglich Nachmittags. 895 Pesetas für Camping bezahlt. Abends sind viele spanische Kinder auf dem Spielplatz. Im Restaurant ist viel Betrieb obwohl alles sehr teuer ist.

3. Juni Sonntag
Morgens ist Sino viel mit 25 Monate altem Mädchen aus Bilbao zusammen. Ihre Eltern sind jung, nett und alternativ aufgeschlossen. Mädchen läuft viel nackt umher. Um 14 Uhr den parc municipal gesucht, leider eine runtergekommene Anlage. Im Bahnhof das Gepäck aufgegeben und insgesamt 5100 Pesetas bezahlt. Die Hälfte für das Gepäck. Der Zug nach Madrid fährt auf immer voller Rumpelstrecke. Abends um 21 Uhr in Madrid. Räder sind komplett und heil.

Hertz-Autovermietung ist geschlossen. Die Auskunft der Bahn RENFE ist katastrophal, unfreundlich und uninformiert. Die Nacht vor Hertz auf einem bewachten Parkplatz verbracht. Dort kommen mir folgende Gedanken. "Madrid, Bahnhof Charmartin, irgendwo zu finden im riesigen Ballungszentrum von Madrid. Wir wissen allerdings, wo zuerst suchen. Nach Madrid sind wir mit der Bahn gefahren um ein Auto zu mieten. Also um 18.04 Uhr in den Interurbano gestiegen. Die Fahrräder und der Bugger, beladen wie sie waren, zusammen ca. 100 kg kamen ins Gepäckabteil, lieblos in eine Ecke gedrängt. Und dann ging’s los. Geklappert und geschaukelt, zum Gott erbarmen, ich dachte, eine solche Strapaze erleben die Fahrräder auf dem letzten Feldweg nicht. ( Und wir auch nicht). Die Passagiere werden ebenso lieblos behandelt wie das Gepäck. Dreckige, zugige Waggons, ohne Abfallbehälter, aber mit Bocadilloverkäufer, befördern mit zum Teil 130 Km/h ( Spitze 140 Km/h) in drei Stunden die Menschen nach Madrid. Die meisten Leute steigen zu, nur wenige aus. Ganz Spanien scheint sich nach Madrid zu sehnen. Dabei sieht Madrid und Umgebung von Süden kommend wenig reizvoll aus. Viel Industrie. teilweise bewacht wie eine Festung, breiten sich rechts und vor allen Dingen links der Bahn aus. Sonntags gehen die Madrillenos aufs Land, wo sie herkommen. Oder sie suchen die letzten grünen Flecken fürs Picknick. Neben einer Ölraffinerie, oder was auch immer, es stank auf jeden Fall nach Öl, sitzen die Leute auf ihren Picknickbänken, sorgen dafür dass sich noch mehr Müll stapelt und saufen sich einen an. Spanier und Alkohol, untrennbar miteinander verbunden. Im täglichen Leben ist er in Form von Bier, Wein oder bei den Männern in ganz harter Form zu sehen. Einmal zu Beginn der Reise habe ich gesehen wie schwarzer Kaffee, heißer Brandy und viel Zucker mit einander zu einem Drink verarbeitet wurden. Ich glaube in Alcañiz war’s,... Es ist schon nach zwei Uhr, also Montag. Hertz-Autovermietung öffnet erst Montag um 9 Uhr, bzw. im Hauptgebäude um 8.30 Uhr. Wir hatten als wir in Valdepeñas losfuhren, die Möglichkeit außer Acht gelassen, das die Vermietung an Sonn- und Feiertagen Cerrado an ihre Tür stehen hat. Ich glaubte eine internationale Autovermietung in einer europäischen Hauptstadt rund um die Uhr geöffnet hat. Pustekuchen. Nachdem wir vergeblich im sonntäglichen Bahnhofsgewühl nach einer Orientierung suchten, wissen wir trotzdem über die Hotelpreise in der Umgebung des Bahnhofs Bescheid, 15000 p bis 25000 p die Nacht. Die Estacion del Norte liegt evtl. drei Stationen entfernt und ist Ausgangspunkt für die Züge nach Galicien. Aber bitte ohne Fahrräder die Metrobenutzung. An der Information weiß man nicht wann die Züge nach Galicien fahren. "Fragen Sie bitte dort", am anderen Bahnhof ist die gereizte Antwort der Auskunftsperson. Kursbücher scheint es nicht zu geben. Ätzend, so kann Spanien sein. Interessante, anregende und auch schöne Seiten der Spanientour wechseln in gnadenloser Härte und Regelmäßigkeit mit den ätzenden Charakterzügen Spaniens. Es gibt ja so oft etwas zu mäkeln... "

4. Juni Montag
One-way Vermietung von Transportern ist nicht möglich. Automaten Foto gemacht und nach Oldenburg geschickt. Gegenüber vom Bahnhof gut gefrühstückt. Avis hat gleiche Probleme wie Hertz. Mit dem Rad quer durch Madrid zur Estacion del Norte. Der Bahnhof ist nicht ausgeschildert. Das Personal genauso uninformiert und unfreundlich wie in Charmartin. Das Gepäck kostet 2800 Pesetas. Die Billets kosten 8200 Pesetas. Nachmittags schmutzige oder geschlossene Parks gefunden. Gute Pizza für 3100 Pesetas gegessen und eingekauft. Viel schlechte Luft und viele Menschen. Um 22 Uhr bei strömenden Regen aus Madrid abgefahren. Abteil mit Galicier geteilt, der deutsch sprach "Spanien viel Katastrophe".

5. Juni Dienstag
Gut in Pontevedra angekommen. Gepäck ist komplett und heil. Pontevedra hat eine schöne Altstadt. Für 1500 Pesetas gut gegessen. Tapas und andere Kleinigkeiten. 30000 Pesetas vom Automaten geholt. Ab Pontevedra entlang einer dicht besiedelten Küste bis Portnovo gefahren. Camping Camilas kostet 900 Pesetas. Eingekauft, Preise sehr hoch. Abends small-talk mit Campingbesitzern über Autopreise und schwarzes Geld in Spanien. Sind ganz nette Leute.

6. Juni Mittwoch
Bis 11.30 Uhr geschlafen und dann gefrühstückt. Den Markt gesucht, er ist klein und um 12 Uhr ist nichts mehr los. Portonovo ist ein Touristenort mit steilen Straßen. Sino wird in Strandbar von Frau mit Oliven und Wurst durchgefüttert. Am Strand ist es sonnig. Briefe geschrieben. Unser Sonnendach fliegt immer weg. Das Wasser ist nicht zu kalt. Sino mag keine Wellen. Wir bekommen einen Sonnenbrand. Sino geht spät schlafen.

2. Brief

Portonovo 06.06.1990

Nach drei Wochen Nichtstun unter Palmen bei angenehmen Temperaturen; nach drei Pässen mit 1100 Metern, 1440 Metern und 1140 Metern über dem mediter­ranem Meeresspiegel, und nicht zu vergessen fast dreißig Stunden Madrid, lie­gen wir in Portonovo in Galicien am Strand. Sino plätschert in seinem neu er­worbenen Sandeimer mit Wasser, schaut zwischendurch einigen Galiciern zu, wie diese zum Teil sehr ernsthaft und verbissen Schlagball spielen. Insgesamt geht es uns ganz gut. Eigentlich wollten wir mit dem Rad quer durch Spanien in den norden fahren, aber ab Valdepeñas, ca. 200 Kilometer südlich von Madrid wurde es für uns unerträglich heiß. Bis 11 Uhr vormittags und ab 20 Uhr abends hätten wir ohne Probleme fahren können, genau die Zeiten wo wir das Zelt ent­weder ab- bzw. wieder aufgebaut haben. Na denn, dachten wir, nehmen wir uns einen Mietwagen und düsen in den Norden. Pustekuchen. In Valdepeñas sagte man uns, dass es in Madrid den nächsten Mietwagen gibt, also nichts wie hin nach Madrid, mit einem klapprigen völlig vergammelten Bummelzug, d. h. drei Stunden Fahrt sind nicht zu viel (normalerweise). Das schlimmste an der Bahn ist das verrottete Schienennetz, richtige Schlaglöcher gibt es, wo anscheinend ein Stück fehlt, aber was soll's, solange kein Zug entgleist, und er nicht selber betroffen ist, wird kein Spanier sich darüber aufregen. Zurück zu unserem Mietwagen. Sonntags haben natürlich die Mietwagenfirmen geschlossen, so auch die Hertz Centrale am Bahnhof Charmartin. Weil es schon nach 21 Uhr war, Hotels zu teuer, ab 250 DM oder zu weit weg, schliefen wir vor dem Bahnhof. Sino sehr komfortabel in seiner Karre und wir etwas härter auf einem Kantstein. Die Nacht war lau und wir gut beschützt von Parkplatzwächtern und Polizisten, von denen sich keiner den Ärger aufhalsen wollte eine Kleinfamilie mit Gepäck wegzuschicken. Im Weggucken sind die Spanier meister, aber über die Spanier im Allgemeinen will ich mich lieber nicht auslassen. Auf jeden Fall ist es nicht möglich einen Transporter, Ford Transit etc. in Madrid zu mieten und in anderen Städten wieder abzugeben. Andere Autos sind zu klein für uns, da wäre es kein Problem. Für uns bedeutete diese Information, rauf aufs Rad und quer durch Madrid zur Estacion del Norte. Madrid hat drei Bahnhöfe und die spanische Bahn RENEF transportiert problemlos Räder und alles andere, aber nicht in Madrid. Vielleicht suchten wir uns die falsche Route durch die Stadt, aber das Eindrucksvollste an Madrid war die schlechte Luft, sehr, sehr schlecht war sie, die Luft; Zum Teil konnte man sie sehen und in den Lungen fühlen. Nachmittags gingen wir noch etwas spazieren, der schöne gepflegte Park des Königs war leider geschlossen und die anderen erreichbaren Anlagen ziemlich trostlos. Unter solchen Umständen sucht man sich ein gepflegtes Re­staurant, isst gut und fährt anschließend mit der Metro zu Mac Donalds, damit das immer größer werdende Kleinkind eine Runde spielen kann. Mac Donalds hat tatsächlich ein großes Spielzimmer mit kindgerechten, sicheren Spielgerä­ten. Bei Mac Donalds kann der Reisende ohnehin sehr sicher essen. Ständig hat ein, wie ein Sheriff ausstaffierter Sicherheitsbeamter die Lage im Griff. In Spa­nien gibt es ein ganzes Heer von Privatpolizei, in Banken, Geschäften und selbstverständlich auf Bahnhöfen laufen sie umher. In unserem Fall ersetzten sie auf der Estacion del Norte den auskunftgebenden Bahnangestellten und so er­reichten wir pünktlich unseren Zug nach Pontevedra / Galicien. Im Abteil saß noch ein Spanier der in Rheinhausen gearbeitet hatte, ganz gut deutsch sprach und in Bezug auf Spanien von "viel Katastrophe" redete. So kamen wir morgens gegen 9 Uhr in Pontevedra an, nahmen unsere Räder in Empfang, komplett und unbeschädigt. Langsam und gemütlich wollen wir, wenn wir uns von den letz­ten Tagen erholt haben, die Küste rauf und Richtung Osten fahren. Das Wetter ist seit fast vier Monaten hier in Galicien trocken. Was wollen wir mehr.

Freitag, den

Weitere zwei Tage sind vergangen und heute liegen wir am Strand. Gestern morgen hatte es etwas geregnet, doch im Laufe des Tages wurde es wieder schön. Wir schlafen hier immer sehr lange (bis 11Uhr) und sind trotzdem immer noch müde. Vielleicht sind das die Auswirkungen der anstrengenden Zugfahr­ten. Sino spielt mit Jörg im Sand und ist ganz zufrieden. Am Strand fühlt er sich meistens ganz wohl. Hier kann er auch hinfallen ohne das es sehr weh tut. An­sonsten hat er nämlich schon eine ganze Menge Wunden vom Hinfallen; ganz besonders an den Beinen. Er ist jedoch nicht sehr wehleidig. Nur wenn er sich ganz toll weh getan hat weint er und wenn er müde ist.

Montag werden wir weiterfahren. Uns hoffentlich auch ganz viel Zeit lassen. Von Elche nach Valdepeñas mochte Sino zuletzt nachmittags nicht mehr gerne in seiner Karre sitzen. Ein Zeichen, dass wir wieder mal eine längere Pause ein­legen müssen. Die Tage hier werden hoffentlich reichen, ansonsten müssen wir immer nur ganz wenig fahren und lange Pausen am Strand machen. Mir fällt nichts mehr ein! Uns geht es meistens ganz gut miteinander, abgesehen von den Stress-Nervereien, die mal größer und mal kleiner sind und immer wieder zu Streitereien führen. Aber auch die haben wir bisher immer wieder auflösen kön­nen.

Unser Spanisch ist auch noch nicht besser geworden. Vielleicht sind wir hier mehr motiviert es zu lernen und einen Ort zu finden, an dem es möglich ist ei­nen Spanischkurs zu belegen. Mal sehen! Die Leute vom Campingplatz sind je­denfalls sehr nett und sehr nett und sehr bemüht sich verständlich zumachen. Nur bei uns fehlen häufig die Vokabeln. Da heißt es lernen, lernen. So das wär’s erst mal wieder mal. Bis demnächst. Elke, Jörg, Sino schläft, er hat den ganzen Vormittag mit Edgar gespielt, bzw. war mit ihm zusammen. Edgar ist zehn Monate alt, hat braune Augen und Haare, vier Zähne oben, vier Zähne unten im Mund mit dem er ganz schön grinsen kann. 13 Kilogramm oder etwas schwerer ist er. Sino bringt es vielleicht auf 11 Kilogramm. Sprechen können beide noch nicht. Dafür redet Monica, Edgars Mutter, die zusammen mit ihrem Mann den Campingplatz betreibt, gerne. Falls wir je Spanisch sprechen werden, hat Moni­ca ihren Teil dazu beigetragen. Bis bald.

7. Juni Donnerstag
Sino wacht spät auf. Wäsche waschen, Fahrräder putzen und zum Schluss den protestierenden Sino unter die Dusche stellen. In der Campingbar gibt es nichts zu essen. Vormittags Regen, am Nachmittag klart es auf. Spiritus gesucht und gefunden. Die Flasche war bereits angebrochen. Am Hafen stehen viele Touristenbusse. In der Fischhalle gibt es viel zu sehen. Der Fischfang wird deklariert und die Rochen mit Stahlbürsten abgeschrubbt. Es ist Frauenarbeit wie das Flicken der Netze.

8. Juni Freitag
Es ist sonnig mit Nordwind. Mittags gehen wir zum Strand, das Wasser ist kalt. Elke meint es sei warm. Rad und Hänger abgewaschen. Sino hat im Meer gebadet und viel anschließend nicht unter die Dusche. Also schütten wir Wasser über ihn. Der Wind wirft die Räder um.

9. Juni Samstag
Ohne Frühstück zum Markt und dort Sauerteigbrot gekauft. Am Hafen ist nichts los, dort gefrühstückt. Einkaufen und Wäsche waschen. Lackschäden ausgebessert. Am Strand sind viele Leute. Ein Spinnerclan mit einem Marinejet macht viel Lärm und Showspektakel. Sino’s Orangenball ist spurlos verschwunden. Das Wasser ist kalt und Sino spielt mit anderen Kindern. Abends mit Ane telefoniert und Leuten eine Zeltstange ausgeliehen.

10. Juni Sonntag
Sino spielt mit Edgar vom Campingplatz. Mittags telefonieren wir mit Oldenburg und Kreuztal. Ein unterhaltsamer Vormittag mit Monica. Der Himmel ist bedeckt mit ein wenig Wind. Brief zu Ende geschrieben und gekocht. Sino ist gegen Abend etwas durcheinander. Wir sitzen in der Bar und schauen uns einen US- TV Film mit Elisabeth Taylor und anderen bekannten Schauspielern an. Die spanische Synchronisation macht jeden Film kaputt.

11. Juni Montag
Für 1260 Pesetas Briefmarken gekauft, dazu viermal 14 Kopien und 20 Umschläge besorgt. Mit den Zutaten nachmittags die Briefe fertig gemacht, Fotos eingesteckt und gegen 19 Uhr alles bei der Post, plus Postkarten in den Kasten gesteckt. Es ist sehr heiß und Sino setzt sich Mittags in die Schüssel zum Planschen. Die Fahrräder sind fertig gepackt.

12. Juni Dienstag
Ausrüstung zusammen packen und von Edgar und Monica verabschiedet. An der Küste fahren wir bis N.S. de la Lanzada. Dort steht eine sehr alte kleine Kirche und verschiedene Wegkreuze. Am Strand Pause gemacht. Es ist sehr windig. Abends sind wir kurz hinter Cambados. Vorher haben wir immer wieder Abstecher an das Wasser versucht. Die Küste ist dicht besiedelt. In einem Kiefernwäldchen an einer Muschelzuchtanlage zelten wir mit Blick aufs Meer.

13. Juni Mittwoch
Mittags in Cambados gefrühstückt und die Altstadt gesehen. Sie ist zum Teil noch gut erhalten. In Vilagarcia de Arouxa holt Elke 30000 Pesetas vom Geldautomaten. Vilagarcia macht keinen schönen Eindruck auf uns. In der Nähe von Abalo machen wir in einem kleinem Schlickhafen Pause. Die Berge sind wenig bewaldet, kahle Stellen dominieren. In Cortoria von Tankstelle aus mit Oldenburg telefoniert. Den Rio Ulla über Brücke überquert und dann Richtung Rianxo. Mehrere steile Anhöhen werden passiert bis wir in Rianxo für 900 Pesetas auf dem Camping unterkommen. Sino fällt von einer Rutsche und tut sich sehr weh. Trotzdem gut gegessen.

14. Juni Donnerstag
Wäsche waschen. Sino ist immer bei den Leuten vom Campingplatz. Vielleicht wegen Essen? Mit Oldenburg telefoniert. Am Strand Sino mit einem Eimer Wasser abgespült. Gut gegessen, es gab Fisch mit Patatas für 2500 Pesetas. Tags ist es sonnig und am Abend ist Elke streitsüchtig.

15. Juni Freitag
Angelika und Jerry wollen ab 27. / 28. August in San Vicente sein. Mittags los und auf der C-550 Richtung Ribera. Etwas drückendes Wetter aber sonnig. Bis Boiro ist die Strecke stark hügelig, dann wird sie etwas flacher. In Pobra do Caramiñal machen wir Pause, hier gibt es viel Gesindel. In Ribera kaufe ich mir für 1100 Pesetas Fahrradhandschuhe. Durch den Ort geschoben und gefahren. Ribera ist teilweise sehr ungepflegt. Das Bankenviertel dagegen sehr proper. Am Hang sind Slums zusehen. Hinter Oleiros im Wald gezeltet. Ein schöner Platz, in der Nähe ist ein Glockenspiel zuhören.

16. Juni Samstag
Gemütlich gefrühstückt und um 12.30 Uhr weitergefahren. Die Strecke ist jetzt schöner, natürlicher, weniger touristisch wie am Vortag. Die schmale kurvenreiche 'Straße führt lange Strecken durch Wald. Es sind nur wenige Häuser zu sehen. Ab Tarrio haben wir einen wunderbaren Blick auf den Atlantik und die Küstenlinie mit ihrem kilometerlangen Sandstrand.  Rechts der Straße stehen wenige steingraue Häuser, die nichts mit der mediterranen Architektur der Ostküste gemein haben. Helligkeit und Leichtigkeit sind nicht die vorherrschenden Bauelemente. Vieles deutet auf ein stürmisches, regenreiches Klima hin. Wir biegen von der Straße ab, um einem kleinen Feldweg Richtung Sandstrand zu folgen. Nach mehreren Windungen stellen wir fest, das wir nur mit Mühen einen Zugang zum Strand finden können. Wir drehen um und fahren weiter auf der Küstenstraße bis kurz vor San Pedro de Baroña. Wir fahren wiederum auf einer kleinen kurvenreichen Straße Richtung Meer. Tatsächlich erleben wir zweihundert Meter hinter dem letzten festen Haus, einer kleinen Bar, einen faszinierenden Ausblick auf einen kleinen Naturhafen. Zehn, vielleicht zwanzig kleine offene Fischerboote, farbenfroh gestrichen liegen an Land oder dümpeln im ruhigen Wasser der von Felsen umschlossenen Bucht. Die langanrollende Brandung des Atlantiks wird von zahlreichen der Bucht vorgelagerten Felsen abgefangen. Aus Portugal, Aveiro  kenne ich die langen offenen Fischerboote mit ihrem hochgeschwungenem Bug, die Boote, die wir hier sehen, nehmen sich dagegen wie kleine Nussschalen aus. Das die Boote Arbeitsplätze für die Fischer sind, sehen wir an den Geräteschuppen und den übrigen Utensilien, die einen Fischereihafen auszeichnen. Rechts auf dem höchsten Felsen, der die Bucht umschließt, steht eine Gedenkstätte, vielleicht ist es  auch ein Altar, der den Fischern und ihren Schutzheiligen geweiht ist. Von dort oben sehe ich, von gelegentlichen Wolkenbänken verdeckt, die Punta Carreiro. Sechs Kilometer liegen  zwischen diesem kleinen Naturhafen und dem nördlich gelegenem Punta Carreiro. Die zwanzig Kilometer ins Land reichende Ria de Muros e Noia liegt zwischen diesem Küstenabschnitt. Für uns Radfahrer ein unüberwindliches Hindernis. Auf dem Weg zurück zur Straße wollen wir in der kleinen Bar unseren obligatorischen Kaffee trinken. Die Bar hat keine Kaffeemaschine, ein Novum in der spanischen Bargeschichte.  Das Wetter ist bedeckt und schwül. Sino spielt mit den Kindern aus der Bar. In Porto de Son kaufen wir ein und bekommen endlich unseren Kaffee zutrinken. Porto de Son ist ein reizender kleiner Fischerort, der gleichzeitig das geografische Schlusslicht eines Feriengebietes ist, das sich bis Noia erstreckt. Bei einsetzendem Nieselregen spazieren wir zum Hafen. Die Fischereifahrzeuge die hier festgemacht haben sind deutlich größer und geschützter wie die kleinen offenen Boote aus dem Naturhafen. Der Gezeitenstrom lässt die Schiffe auf Land fallen. Im einsetzenden Regen fahren wir noch bis zum Camping Gaviotas. Völlig durchnässt bauen wir das Zelt auf und vertreiben uns die restliche Zeit in der Bar. Der Camping ist Teil eines großen Komplexes mit einer Diskothek, einem Hotel und Restaurant. Die Übernachtung kostet 560 Pesetas. Ab Porto de Son wird die ohnehin nicht gute Straße schlecht. Es sind viele Ferienhäuser zu sehen. Abends klart es etwas auf.

17. Juni Sonntag
Ab 8 Uhr Wäsche waschen und frühstücken. In der Bar gibt es Kaffee. Elke und Sino sind am Strand. Bis 14.30 Uhr ist alles gepackt, dann fahren wir Richtung Noia. Die Straße ist sehr schlecht. In Noia ist der Markt noch offen, aber es wird bereits abgeräumt. Ab Noia wird die Straße gut und wir sind einem z. T. unangenehmen Wind ausgesetzt. Es ist sonnig mit Wolken. In Serra de Outes essen wir schlecht. In Richtung Muros ist wenig Verkehr zusehen. Kurz vor Muros zelten wir auf einer Wiese. Die Küste ist steil abfallend mit Sandstränden. Sino benutzt seinen Duplo-Laster zum spielen. Er fährt mit ihm und macht dabei Geräusche.

18. Juni Montag
Nachts Regen der den ganzen Tag anhält. Mittags frühstücken wir in Muros. Eine Alte Stadt mit viel Atmosphäre und Touristen. Gut erhaltene Altstadt. Hinter Muros führt eine schmale, schlecht Straße am Meer entlang. Wir sehen eine Gruppe von sieben oder acht Tümmlern im Meer. Auf dem Campingplatz vor Louro bleiben wir für 1000 Pesetas die Nacht. Abends treffen wir eine englische Familie aus Plymouth. Sie haben ebenfalls einen Bugger dabei. Barretos Bikes laden uns zu Whisky und Bier ein.

19. Juni Dienstag
Im Verlauf des Tages lockert die Bewölkung auf. Vormittags wird gewaschen und das Zelt gelüftet. Mittags mit Sino am Strand mit Felsen und Sand. Ein schönes Panorama zum Meer und Sino findet eine Schaufel. Vormittags hat Sino viel Pech mit hinfallen. Nachmittags einkaufen in Louro und Elke lässt sich die Haare schneiden. Zurück auf dem Platz ist unser Zelt durchwühlt. Das Mädchen vom Camping wollte mit Sino spielen und brachte unser Zelt durcheinander. Wir mussten uns erst schlau fragen, sonst hätten wir nie etwas erfahren. Typisch spanisch.

20. Juni Mittwoch
Beim Frühstück verschluckt sich Sino an einem heißen Ei. Mittags fahren wir weiter. Die Sonne scheint und es ziehen Wolken am Himmel. Ab Louro sehen wir auf mehreren Kilometern verbrannte Erde. Bis in die Berge hoch sind die Bäume verbrannt und verfaulen nun. Ansonsten ist die Küste schön. Vor Cornota verbringen wir den Nachmittag am Strand. Sino spielt mit Duplos und kleine Booten. Für 1000 Pesetas gibt es in kleinem Restaurant Kotletts und Kalamaris. Ab Quilmas macht die Küste einen vergessenen Eindruck. Eine sehr felsige Küste. In La Ameijenda hüllt eine Kokerei den ganzen Ort in Ruß. Sehr spät schlagen wir hinter Cée unser Zelt auf einer schönen Wiese auf.

21. Juni Donnerstag
Nachts beginnt es zu regnen. In einer Trockenphase bauen wir das Zelt ab und fahren im Regen los. Nach 15 Kilometern nimmt uns ein Lieferwagen mit. Elke und Sino sitzen beim Fahrer und ich hocke mit dem Gepäck im rutschigen Laderaum. Nach ungefähr 25 Kilometern werden wir an einer Raststätte rausgelassen. Dort essen wir für 2200 Pesetas viel Fleisch. Im Regen weiter bis Carballo. Die Landschaft ist sehr grün. In Carballo 30000 Pesetas von der Banco Pastor abgehoben. Hinter Larcha zelten wir auf einer Wiese. Die Straße ist ab Carballo rechts und links bebaut und dahinter kommen Bäume und Felder. Die Temperaturen betragen 17° Celsius.

22. Juni Freitag
Bewölkt aber trocken. Bis Arteijo befahren wir die C-552. Dann auf einer stark ansteigenden Straße nach Suevos. Uns bietet sich ein schöner Blick auf viel Industrie. Für 1000 Pesetas essen wir gut bei Spaniern, die früher in der Schweiz gearbeitet haben. Mit dem Rad durch La Coruñas schöne Altstadt und weitere neun Kilometer bis Bastia Guerra, wo der Camping 840 Pesetas kostet und wir einen imposanten Blick auf die Bucht von La Coruña haben. Spaziergang am Strand mit gewaltiger Brandung.

23. Juni Samstag
Vormittags zum Markt. Es herrscht schwüles Wetter, ab Mittag mit Regen. In Santa Cruz die Bucht mit dem Castel besucht. Abends wird überall San Jaume gefeiert. In ganz Spanien werden an diesem Festtag Sardinen geröstet.

24. Juni Sonntag
Wir schlafen lange. Am Strand weht uns trotz Sonne ein kühler Wind ins Gesicht. Sino ist ganz begeistert von den Wasserpfützen. Weil er vor Kälte bibbert, gehen wir zurück zum Zelt. Dort ist es sehr warm. Wäsche waschen und abends in der Bar Fußballspiel zwischen BRD-
NL gesehen. Mit Oldenburg telefoniert.

25. Montag
Abreise. Bis Mittags bewölkt, dann Regen. In Santa Cruz sind wir bereits nass. Einkaufen. Auf neuer schlechter Straße fahren wir nach Sada durch hübsche Landschaft. in Sada essen wir für 1560 Pesetas und gucken uns den Fischereihafen an. Bis zur Nationalstraße ist es sehr hügelig. In Playa de Miños verbringen wir den Nachmittag am Strand. Sino spielt mit Mädchen. Abends gehen wir in die Strandbar und schlagen kurz vor dem Dunkel werden unser Zelt auf.

26. Juni Dienstag
Vormittags fordert uns die Polizei auf nicht am Strand zu zelten. Der Barmann von der Bar hatte drei Jahre in Düsseldorf gearbeitet. Er erzählt, das die Provinzregierung in la Coruña das Zelten am Strand verbietet. Das Dorf ist dagegen. Playa de Miños ist ein schöner kleiner Ort mit riesigen Bäumen. Hinter Pontedeume essen wir am Strand. Das Wetter ist bedeckt. Bis Fene starke Steigungen. Kurz vor Vista Alegre zelten wir auf einer Wiese. Der Besitzer wünscht uns eine gute Nacht.

27. Juni Mittwoch
Vormittags sonnig mit Wolken. Nachmittags zunehmende Bewölkung mit kühlen Temperaturen. Wir passieren eine meist langweilige Mittelgebirgslandschaft. Ungefähr 15 Kilometer vor Ortiguera wird’s wieder interessanter mit dichtem Grün, Wäldern und interessanteren Häusern. Die Getreidespeicher sind seit la Coruña aus Holz. Vor der Bucht und der Ortschaft Mera genießen wir eine drei bis vier Kilometer lange Abfahrt. Zwei Kilometer vor Ortigueira zelten wir auf einer Wiese neben Urwald.

28. Juni Donnerstag
Ohne frühstücken dauert das Einpacken eine dreiviertel Stunde. Um 11 Uhr sind wir in Ortigueira. Wir besuchen den Markt und kaufen unter anderem Öl-Spray, eine Zange, E.-Musik für Sino, Latschen und einen Ball. In Porto de Espasante verbringen wir den Nachmittag. Der ruhige Ort mit aufgeschlossenen Einwohnern hat einen kleinen Hafen und viel Strand. Nach mehreren Steigungen fragen wir ein Bauernehepaar, ob wir auf ihrem z. T. abgeerntetem Feld zelten dürfen. Wir dürfen und haben einen Blick aufs Meer. Der Bauernhof ist durch den Straßenneubau zerschnitten. Abends Streit mit Elke.

29. Juni Freitag
Es ist bewölkt mit zeitweise Regen. In Vicedo gibt es Kaffee und Bocadillos. Auf alten Häusern stehen häufig spitze Steine am Dachrand als Dachbegrenzung. Der Strand von San Ramon ist sehr schön. Es gibt einen kleinen Fluss und Strand mit Felsklippen. Wir unterhalten uns mit freundlichem niederländischem Ehepaar. Sie fahren einen interessanten Ford Transit mit Autogas und Bootseinrichtung. In Vivero gehen wir für 795 Pesetas auf den Campingplatz. Wir essen am Strand, mit 2400 Pesetas teuer aber gut. Nachts etwas Regen.

30. Juni Samstag
Ohne Frühstück nach Vivero. Für 4800 Pesetas eingekauft. Stelle am Rad die Schaltung ein. Eine Speiche ist gebrochen. Nach Reparaturversuch ist der Zahnkranzabnehmer gebrochen und das ganze Rad schief. Viel Wäsche gewaschen. Elke und Sino am Strand. Sino will zwischendurch immer abhauen. Waldbrand über Vivero, ansonsten grüne Berghänge.

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