Lieber Leser, die Texte sind eine Sammlung von Reisetagebuch, Briefen und anderen Aufzeichnungen. Die Abfolge ist in der Regel chronologisch und wird noch immer von Zeit zu Zeit überarbeitet. Die Erinnerung an die Reise ist noch sehr lebendig und vieles an Erlebtem ist noch nicht niedergeschrieben worden.

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R A D R E I S E

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S P A N I E N

F R A N K R E I C H

1. November Donnerstag
Nach dem Frühstück gehen wir am Strand entlang bis zum Hafen. Der Anblick ist teilweise dreckig und triste. Wir trinken Kaffee mit Blick auf den Felsen. Sino bezahlt. Durch den Ort gelaufen. In der Nähe des Hafens ein Konzert mit Tanz, die Sardana ist ein katalanischer Tanz. Sino spielt in der Teichanlage. Wir essen Pizza und Hamburger. Sino isst Pommes. Der
Felsen vor Blanes verdeckt geschickt die Fäkalieneinleitung. Gerd kaufen wir ein Kartenetui. Abends hat Sino vier Fahrten auf dem Karussell für 300 Pesetas.

2. November Freitag
Um 9.30 Uhr sind es 10° Celsius. Im Supermarkt viel eingekauft. Am Strand laufen wir bis zum Fluss. Viele Möwen leben am und im schmutzigen Wasser des Flusses. Die Schmutzfahne zieht weit ins Meer. Es gibt viele Campinganlagen. Im Hotel essen wir Eis, es gibt keine Früchte und Sahne mehr. Es gibt viele Bochiagemeinschaften auf dem Platz. Sino hat viel zusehen. Bis spät in die Nacht herrscht Betrieb.

3. November Samstag
Vormittags und nachmittags spielt Sino mit den Kindern Christin und Magda. Einkaufen und Runde durch den Ort gegangen. In Touristeninformation nach dem Botanischen Garten und nach dem Wetter gefragt. Ex-DDR Touristen gesehen. Tragen verwaschene Jeansjacken und dicke Praktikas. Sino geht früh ins Bett und ist um 23 Uhr wieder wach. Ich gehe mit ihm in der Stadt spazieren, um 24 Uhr ist langsam Ruhe.

4. und letzte Brief

Blanes 03.11.1990

España im Herbst.

Telediario oder was gibt es bei uns zu essen, oder was gibt es Neues bei Euch? Neue Kinder, alte Kinder mit neuem Kenntnisstand, gehabte Urlaube im In- und Ausland. jeder der noch vom 03.10. in rechtselbische Gebieten weilte hatte ja zumindest seinen Auslandsurlaub in diesem Jahr. Wir haben noch altes DDR-Geld, ca. 15 DM Ost, gut als Souvenier an ausländische Freunde zu verschen­ken, leichter als Mauerstücke, Wasserzeichen garantiert Echtheit, tauschen zum Kurs 1:1, Geld ist noch in alten Zeiten illegal in den Westen gelangt. Hier scheint die Sonne, zwischen 10 Uhr und 16 Uhr ist es in der Sonne noch gut auszuhalten. Dafür ist es in der Nacht kalt. Heute morgen im Schatten 10° Cel­sius. Wir haben uns so sehr an die Sonne gewöhnt, dass uns die Vorstellung an das kalte Deutschland frieren lässt. Tatsächlich frieren wir hier öfter als in Deutschland. Die Sonne verschwindet gegen 18 Uhr und dann ist es auch vorbei mit unseren Solarheizung. Aber in unserem zelt ist es immer gemütlich, aber immer so früh ins Bett gehen ist auch nicht das Wahre. In der Nähe vom Cam­pingplatz gibt es ein Kinderkarussell, dort kann Sino in Ruhe seine Runden dre­hen, zum halben Preis wie in Frankreich. Weil Sino gerne Karussell fährt, macht sich das bemerkbar und drei bis vier Runden braucht Sino bis er halbwegs zufrieden ist. Preisvergleich Frankreich 10 FF=3,30 DM, Spanien 100 Ptas=1,65 DM. Wer es noch nicht weiß, wir waren zwischen durch in Frank­reich. Ca. vier bis fünf Wochen, leider wurde das Wetter zu unbeständig und kühl. Die Franzosen finde ich zwar etwas kühl, aber als Gastgeber haben sie die angenehme Mischung aus höflicher Verbindlichkeit, die das Reisen erleichtert. In Südwestfrankreich sieht alles sehr aufgeräumt auf. Nordöstliche Pyrenäen, Perpignan und Umgebung ist leider eine Ausnahme, zunehmend spanisches Ambiente. Na ja, und als Autofahrer sind alle Autofahrer furchtbar. Fahren wie Gott in Frankreich, dann muss man verteufelt höllisch gut fahren.

(Elke) Jörg wäscht gerade unsere tägliche Wäsche und Sino sitzt auf einem Dreirad, das er sich heute morgen ausgeliehen hat. In fünf Meter Entfernung stehen zwei Mädchen, 14 Und 15 Jahre, mit ihren Freunden und bewundern Si­no. Ein Phänomen was wir nur in Spanien erleben. Unsere Reise nähert sich dem Ende. ich würde gerne noch für zwei Wochen auf eine Kanarische Insel fliegen, doch Jörg hat keine Lust. Ist im zu anstrengend mit dem Gepäck. So bleiben wir noch ein wenig an der Costa Brava, bis es zu kalt wird. Anfang De­zember fahren wir auf jeden Fall zurück nach Oldenburg.

Inzwischen ist es dunkel und es regnet. In den letzten Wochen haben wir schon mehrere starke Regenfälle mit Gewitter und kräftigen Windböen erlebt. Aber unser zelt stand bisher noch nicht unter Wasser. Und hat auch die starken Winde gut überstanden. Da es meistens abends oder nachts regnet, ist es noch ganz gut auszuhalten. Ansonsten könnte es mit dem kleinen Zelt schon unangenehm wer­den.

Blanes 09.11.90

Gestern waren wir im Reisebüro und haben das Zugticket in Auftrag gegeben. Das ist in Spanien etwas komplizierter. Da Blanes keinen internationalen Bahn­hof hat, muss man die Tickets in einem Reisebüro in Auftrag geben. Dort kann man sie dann zwei Tage später abholen. Wir werden Mittwoch zurückfahren. Zwar ist es momentan noch warm relativ warm, doch regnet es den ganzen Tag. Vorher war es tagsüber ganz schön, dafür abends, nachts und morgens sehr kalt. Da wir keine Lust haben uns ein Appartement zu mieten, fahren wir zurück nach Oldenburg. Ein wenig wehmütig ist mit schon dabei zu Mute. Es geht etwas zu Ende, was zeitweise sehr anstrengend aber auch sehr schön war. Wo wir Ent­täuschungen erlebt haben, aber auch immer wieder von angenehmen Begegnun­gen überrascht wurden. Wo wir wunderschöne Landschaften erfahren haben, jedoch uns auch durch scheußlich stinkende Gegenden schleppen mussten. Und vorallem wo auch wir viel neues über uns und miteinander erfahren haben, An­genehmes und Unangenehmes!

4. November Sonntag
Es ist trocken und sonnig mit einzelnen Wolken. Zwischen 9 Uhr und 9.30 Uhr aufstehen und frühstücken. Sino spielt mit den Kindern. Kurz vor 14 Uhr sehen wir nach Zeitungen. Sino bekommt einen Autoanspitzer mit Radiergummi. Nach dem Wetterbericht der El Pais ist es nur auf den Kanarischen Inseln Nachts angenehm. Am Hafen spielt Sino auf dem Spielplatz. Eis essen. Pfannkuchen braten. Um 18.30 Uhr ist es schon dämmerig. Um 19 Uhr beträgt die Temperatur 13° Celsius. Wir gehen in die Bar. Es sind viele Spanier vom Platz da. In Blanes ist das Wetter zu früh zu kalt. Tags ist es kühl und sonnig. Die Spanier auf dem Platz sind relativ angenehm zu ertragen. Blanes ist nicht sehr interessant.

5. November Montag
Um 9.30 Uhr ist es 10° Celsius. Wäsche waschen und frühstücken. Sino spielt mit einem Dreirad, einem Fußball und einer Katze. Um 17 Uhr einkaufen, unter anderem einen Stern, eine Michelin-Karte von Nord-West Spanien für 475 Pesetas und zwei Bilderbücher. Abends ist es schon sehr kalt. Gorbatschov auf dem Stern-Titel, sexy, schrill und kurz.

6. November Dienstag
Um 12 Uhr sind es 16° Celsius. Den ganzen Tag ist es bewölkt und maximal 16° Celsius warm. Mit dem Rad fahren wir nach Malgrat. Eine hässliche Strecke. Die Stadt ist nicht besonders. Viele DDR-Turis. Mit Oldenburg telefoniert. Für 3350 Pesetas erhalten wir ein überraschendes Wohnungsangebot. Spiegel und Süddeutsche gekauft. Im Restaurant gibt es ein Menü und einen katalanischen Salat, hauptsächlich Wurst. Der Kellner ist unverschämt und langsam. In einem Café gibt es eine sehr sättigende Torte. Einkaufen und 30000 Pesetas vom Automaten geholt. Spät vor dem Zelt Spiegel gelesen.

7. November Mittwoch
Bewölkt aber etwas wärmer. Zu Fuß in den Botanischen Garten. Eintritt 100 Pesetas pro Person. Viele tropische Pflanzen und Kakteen. An der Steilküste haben wir einen schönen Überblick über ganz Blanes. Auf dem Rückweg essen wir eine Fastfood Pizza während Sino schläft. Zu teuer. Kuchen vom Bäcker mit Negerkuss. Ane wegen der Wohnung Bescheid gesagt. Sino sitz auf der Schulter und krallt sich in den Haaren fest.

8. November Donnerstag
Es ist früh schön. Bedeckt, aber mit 18° Celsius nicht kalt. Viel Wäsche zu waschen. Sino spielt gerne Fußball. Er ärgert die Katzen. Von der Grauen wird er im Gesicht gekratzt, nachdem er sie zu viel geärgert hatte. Im Turi-info wegen der Bahnfahrt gefragt, dann zum Reisebüro und noch mal zur Turi-info weil die Gepäckfrage unklar ist. Wir essen geröstete Makronen. Sino ist von einem Eishockeyspiel ganz begeistert. Abends ist es stark bewölkt. Sino ist kurz vor 20 Uhr am schlafen.

9. November Freitag
Warm aber heftiger Regen. Die Wäsche ist wieder nass. Nach einem Frühstück im Zelt, sitzen wir in einer Cafeteria bis zum Ende der Telediario. Elke trinkt einen O-Saft für 250 Pesetas. Die TV-Show ist laut, hektisch und albern. Das Meer ist sehr bewegt. Überall Schmutzwasser. Wir essen Salat, Tortilla, Hamburger und zwei Cola für 950 Pesetas. Im Regen gehen wir zum Reisebüro. Die Tickets sind sehr umständlich zu haben. Ich zahle 2000 Pesetas an. Sino hat viel Hunger. Zur Überbrückung gibt es Kuchen. Beim Einkaufen hängt sich Sino vorne an den Wagen.

10. November Samstag
Noch regnerisch. Nach dem Frühstück zum Reisebüro. Das ist zunächst geschlossen. Der Sachbearbeiter ist nicht da, aber die Fahrkarten. Rest ist Montag zu erledigen. Kaufe mir einen Stern. Es ist überwiegend trocken. Auf dem Campingplatz essen wir ganz gut für 2385 Pesetas. Sino hat vorher schon Nüsse vom Markt gegessen. Wir machen einen langen Abendspaziergang. In der Bar spiele ich mit Sino für 200 Pesetas Billard. Sino macht mit einem Stift hinter seinem Ohr einen Handstand. Er will sich waschen und die Zähne putzen.

11. November Sonntag
Es ist trocken. Sino spielt auf dem Platz und rennt hinter den Fußball spielenden Kindern hinterher. Viel Wäsche zu waschen. Abends zum Karussell. Sino hat vor dem Bergabfahren in der Achterbahn Angst. Sein rechtes Ohrläppchen ist rot und juckt etwas.

12. November Montag

Vormittags bei Sonnenschein und warmen Wetter die Tickets für 44000 Pesetas abgeholt und mit Kreditkarte bezahlt. Oldenburg ist im Verzeichnis der RENFE nicht enthalten. Für 800 Pesetas gibt es schlechte Torte und Kaffee. Der Hamburger ist besser aber ohne Käse. Sino sammelt Laub. Vorher den Markt besucht.

13. November Dienstag
Elke geht zum Frisör und ich mit Sino am Strand spazieren. Es ist herrliches Wetter. Mit Elke gemeinsam am Strand. Kaffee trinken und Postkarten schreiben. Für die Reise eingekauft. Mit Oldenburg telefoniert und den Besuch angekündigt. Sekt getrunken und das Einpacken vorbereitet. Nachts ist es feucht und kalt. Wir bezahlen den Camping, 13000 Pesetas.

14. November Mittwoch
Aufstehen, zum Frühstück gibt es Grießbrei. Packen. Gegen 14 Uhr fahren wir zum Bahnhof. Der alte Herr vom Camping verabschiedet sich ganz herzlich. Auf dem Bahnhof Gepäck aufgegeben und dabei vom unwissenden, umständlichen Beamten genervt worden.

 

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